Aprilscherz 2011: Die Hirschbachforelle
CLAUSTHAL-ZELLERFELD. Täglich werden irgendwo auf der Welt neue Tierarten entdeckt. Nun dürfen sich auch die Oberharzer über eine eigene Kuriosität freuen. Biologen der Universität Bremerhaven haben mehrere Exemplare der Hirschbachforelle entdeckt.
Studenten des Instituts für Zoologie aus Bremerhaven hatten den Fisch bereits im vergangenen Jahr während einer Exkursion zum Oberharzer Wasserregal entdeckt. Eigentlich wollten die Zoologen die Population des Wildkarpfens untersuchen.
In welchem Teich die Hirschbachforelle gefunden wurde, halten die Harzwasserwerke bisher geheim. „Für uns ist das auch eine neue Situation, die Fingerspitzengefühl verlangt“, erklärte Justus Teicke, Leiter des Clausthaler Betriebshofes auf Anfrage der GZ. „Wir wollen durch die Geheimhaltung Schaulustige und Angler fern halten um ungestörte Forschungen zu ermöglichen.“ Die Wissenschaftler konnten dadurch in den vergangenen Monaten mit einem zehnköpfigen Team die Lebensbedingungen des Tieres genau erforschen.
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„Das ist eine Sensation“, freut sich Institutsleiter Prof. Dr. Hermann Schmidt. Besonders interessiert ist der Bremerhavener am Kopf des Tieres. Die bis zu 80 Zentimeter lange Forelle hat einen geweihartigen Aufsatz. „Die ersten Auswertungen unserer Unterwasserkamera haben ergeben, dass das Geweih bei einem Widerstand nachgibt. So verfängt sich die Forelle nicht in Unterwasserpflanzen.“
Der Wissenschaftler glaubt zudem, dass der Raubfisch mit seinem statisch aufgeladenen Geweih sowohl seine Beute erlegen als auch Feinde abwehren kann. „Wir hoffen, dass sich durch die Hirschbachforelle nun der Beweis erbringen lässt, dass nicht nur Meeresfische wie der Zitteraal in der Lage sind, Stromstöße zu erzeugen. Das wäre schon fantastisch, weil uns dieser Nachweis bisher nicht gelungen ist.“ Die Wasserproben und Videoaufnahmen werden noch mehrere Monate im Labor des Instituts untersucht.
Biologen weisen immer wieder darauf hin, dass wir weitaus weniger über die Bewohner der Meere und Flüsse wissen als beispielsweise über den Mond. „Dennoch ist es immer wieder überraschend, wenn neue Arten entdeckt werden“, sagt auch Schmidt. Zuerst habe er es gar nicht glauben können. Zumal das Aussehen des Tieres auch aus seiner Sicht mehr als ungewöhnlich ist.
Aufgrund genetischer Vergleiche mit Forellenarten in anderen Gewässern gehen die Forscher bisher davon aus, dass die entdeckte Art nur im Harz vorkommt.
Ideale Bedingungen
„Die naturbelassenen Teiche hier oben sind in allen Tiefen sehr sauber und bieten daher ideale Lebensbedingungen.“ Forellen seien sehr standorttreue Fische, die ihren Platz nur zur Fortpflanzung verlassen und auch nach Störungen in der Regel an ihre angestammten Plätze zurückkehren