Zwangsversteigerung der Züchner-Villa in Seesen gescheitert
Auf einem Motiv von 1927 aus dem Archiv des Seesener Stadtmuseums ist die Villa mit der Quadriga auf dem Dach gut zu sehen. Heute ist das Gebäude zugewachsen.
Seesen. Weil der gebotene Preis von 300.000 Euro zu gering war, wurde die „Züchner Villa“ in Seesen nicht zwangsversteigert. Einen entsprechenden Termin hatte es in der Woche vor Ostern gegeben. Das teilte jetzt ein Mitarbeiter, als Rechtspfleger zuständig für Zwangsversteigerungen, beim Amtsgericht Seesen mit. Ein nächster Versteigerungstermin soll im Sommer stattfinden.
Seesen. Weil der gebotene Preis von 300.000 Euro zu gering war, wurde die „Züchner Villa“ in Seesen nicht zwangsversteigert. Einen entsprechenden Termin hatte es in der Woche vor Ostern gegeben. Das teilte jetzt ein Mitarbeiter, als Rechtspfleger zuständig für Zwangsversteigerungen, beim Amtsgericht Seesen mit. Ein nächster Versteigerungstermin soll im Sommer stattfinden.
Laut dem Rechtspfleger habe ein Gläubiger der Eigentümerin der Villa den Antrag auf Zwangsversteigerung gestellt. Das Gebäude wird schon seit längerem in Online-Immobilien-Portalen zum Kauf angeboten, der Preis ist dort zur Zeit mit 734.000 Euro beziffert. Dies entspricht dem Verkehrswert, also dem Marktwert, des Hauses. „Bei einer Zwangsversteigerung muss mindestens die Hälfte des Gesamtverkehrswertes geboten werden“, erklärt der Rechtspfleger. „Das war hier mit 300.000 Euro also nicht der Fall.“ Mindestens 367.000 Euro hätte der Kaufinteressent demnach für das Gebäude bieten müssen. Für den nächsten Versteigerungstermin gilt diese Regel laut des Gesetzes über die Zwangsversteigerung allerdings nicht mehr – das Gebäude könnte dann auch zu einem Preis unter der Hälfte des Verkehrswertes veräußert werden.
Nur wenige Tage vor dem Versteigerungstermin war die Villa öffentlich im Gespräch gewesen: Auf ihrem Dach hatte bis vor kurzem eine Quadriga gestanden, die vor Ostern abmontiert und zur Restaurierung nach Braunschweig transportiert worden war (die GZ berichtete). Die Eigentümerin hatte mit der Richard Borek Stiftung eine entsprechende Vereinbarung getroffen, laut der die Figur nach der Restaurierung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Wo sie dann gezeigt wird, ist aber noch unklar.
Während des Versteigerungstermin soll ein Vertreter des Gläubigers auch die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Quadriga-Abbaus gestellt haben, da ein Eigentümer vor der Zwangsversteigerung seines Hauses kein fest zum Gebäude gehörendes Zubehör entfernen dürfe. „Das zu klären, ist eine Sache zwischen der Eigentümerin und dem Gläubiger“, so Amtsgerichtsmitarbeiter gegenüber der GZ.
HINTERGRUND:
Die Villa mit zehn Zimmern auf einer Wohnfläche von etwa 780 Quadratmetern aus dem Jahr 1923 wurde als Sommerresidenz für die Familie Züchner errichtet.
Die Familie Züchner hatte im Jahr 1907 in Seesen eine Blechwarenfabrik gegründet, nachdem der Kelpmner Heinrich Züncher im Jahr 1830 in Seesen die erste Konservendose Deutschlands hergestellt hatten. Die Selbstständigkeit dauerte bis 1987, heute gehört die Fabrik zum Unternehmen CROWN, das an zahllosen Standorten weltweit Nahrungsmittelverpackungen für Unternehmen herstellt.
Auch die Züchner-Villa befindet sich seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr im Besitz der Familie Züchner.