Wechsel nach 80 Jahren in Familienhand
Kurt Tauscher und Birgit Ipendahl nehmen Abschied aus der Tischlerei. Diese wird fortan von dem Duo Michael Großhennig und Christian Horn geführt. Foto: Steigleder
Bad Harzburg. Tischlermeister Kurt Tauscher übergibt den Harlingeröder Betrieb an Michael Großhennig und Christian Horn. Damit gehen acht Jahrzehnte eines Familienbetriebs zu Ende.
Ein Stück Handwerksgeschichte geht am Freitag in Harlingerode zu Ende. Nach fast 80 Jahren in Familienhand wechselt die Tischlerei Kurt Tauscher ihren Besitzer. Doch für den Handwerksbetrieb in der Südstraße und den Namensgeber selbst wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Michael Großhennig und Christian Horn werden die Tischlerei fortführen, beide haben schon als Duo 25 Jahre in Bad Harzburg zusammengearbeitet. Die siebenköpfige Belegschaft des Handwerksbetriebs wird dabei komplett übernommen – eine Voraussetzung für die Geschäftsübergabe, wie Kurt Tauscher sagt.
Der 67-Jährige hat 1976 den Familienbetrieb übernommen, der vom Vater 1938 gegründet worden war. Klein angefangen mit genau einem Lehrling wuchs dann die Tischlerei unter der Federführung von Kurt Tauscher immer weiter. Mittlerweile sind sechs Gesellen und ein Lehrling dort angestellt, mitunter seit mehr als 30 Jahren.
Das Repertoire reicht dabei von der Fußbank bis zum Einbauschrank, erzählen der Tischlermeister und seine Partnerin Birgit Ipendahl. Und egal, ob Kirchenbank, Türen an denkmalgeschützten Häusern, Tresen in Arztpraxen oder eine Einbauküche, die bis nach Spanien geliefert wurde: In jedem Stück steckt Herzblut. Stolz sind sie auf ihre Werke, die trotz hochmoderner Technik alle den Feinschliff per Hand bekommen haben – Handwerkskunst made in Harlingerode.
Konkurrenz gegenüber Großhändlern habe es dabei nie gegeben, meint Kurt Tauscher. Sie hätten immer damit gepunktet, dass sie individuell auf die Wünsche der Kunden eingehen konnten. Und individuell bedeutet für Tischler auch mal, versteckte Türen in Einbauwände einzubauen.
Nach 40 Jahren ist nun Schluss für Kurt Tauscher in seiner Tischlerei. Er verspricht aber, weiterhin seinen Nachfolger mit Rat und Tat – und der einen oder anderen Meinung – zur Seite zu stehen. Zwar sei immer wenig Zeit für Freizeit geblieben, doch es hänge zu viel Herzblut an dem Betrieb, um komplett loszulassen. Laut Birgit Ipendahl wird er aber trotzdem die neu gewonnene Freizeit genießen und mit Kamera und Hund Wald und Wiesen erkunden.
Da er auch „alles, was ihm vor die Linse kommt“ fotografiert, wird er auch einiges zu tun haben. Und sollte er auf seinen Streifzügen dann doch mal sentimental werden, kann er auf echten Holzbänken aus der Tauscherschen Tischlerei in Erinnerungen schwelgen ...