Zähl Pixel
GZ-Archiv

Mit Überzeugungen alte Strukturen aufbrechen

„Hierarchie und Macht?“: (v. li.) Prof. Dr. Ulrich Engel (Uni Berlin), Birgit Kolkmann (Moderatorin) und Prof. Dr. Julia Knop (Uni Erfurt) im St. Jakobushaus.  Foto: Habel

„Hierarchie und Macht?“: (v. li.) Prof. Dr. Ulrich Engel (Uni Berlin), Birgit Kolkmann (Moderatorin) und Prof. Dr. Julia Knop (Uni Erfurt) im St. Jakobushaus. Foto: Habel

Goslar. Wie entwickelt sich die katholische Kirche? In welche Richtung geht sie? Diese Fragen standen am Mittwochabend bei einer Diskussion im Vordergrund. Prof. Dr. Julia Knop und Prof. Dr. Ulrich Engel stellten ihre Meinungen und Positionen vor.

Freitag, 01.11.2019, 14:43 Uhr

So schilderte Knop, dass innerhalb der katholischen Kirche bereits in der Anrede „Autorität und Kompetenz klar unterschieden“ würden. „Keine Anrede ohne Titel“, stellte sie fest. Doch amtsbezogene Verschiedenheiten und Hierarchien würden sich auch in Gottesdiensten zeigen. „Es gibt definierte, allein den Amtsträgern vorbehaltene Raumzonen und Stühle, liturgische Kleidung und Gestik.“ Die Referentin aus Erfurt fasste zusammen: „aber sie werden sprachlich, ästhetisch, in der Rollenverteilung immer sichtbar und aktiv inszeniert.“

Das St. Jakobushaus hatte die beiden „hochkarätigen Gäste“ eingeladen, im Rahmen der Kampagne „Strukturen des Missbrauchs überwinden“. Die Journalistin und Radiomoderatorin Birgit Kolkmann leitete die Veranstaltung. Dutzende interessierte Gäste verfolgten die Gespräche und stellten später Fragen.

Engel lobte den „demokratischen Aufbau“ des Dominikanerordens, dem er angehöre. Hierarchie und Priesteramt gehörten zusammen. Kirchliches Vorbild für einen Pastor sei der „Hirte und seine Schafherde“. Der bedeute für die Gemeinde Fürsorge und Kontrolle. Grundsätzlich seien daher Führung und Leitung keineswegs negativ.

„Ein Hirte müsste ein Vorbild sein, das leider durch massenhaften Missbrauch durch Kleriker zerstört wurde.“ Der Referent aus Berlin sah Lösungen. „Es braucht wirklich demokratische Strukturen in der Kirche.“ Auch er bedauerte: „Wir leben immer noch in einer feudal strukturierten Kirche.“ Er stellte sich eine „demokratische Verfassung“ vor, „mit deren Hilfe Macht gleichermaßen ausgeübt, wie auch transparent kontrolliert werden kann“.

Beide Referenten waren sich einig, dass es „Hoffnungszeichen“ in der katholischen Kirche gibt. Der Wille sei da, „auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und sich zu akzeptieren“. Auf der Amazonas-Synode vom Oktober 2019 hätten auch Frauen teilgenommen und zu Wort kommen dürfen. Von Abstimmungen wären sie allerdings ausgeschlossen gewesen. „Dass dies keine genderbedingte Diskriminierung von Frauen in der Kirche darstellt, ist heute niemandem mehr zu vermitteln“, so Engel. Die meisten Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz seien ebenfalls der Meinung, so könne es nicht weitergehen. „Wir befinden uns in einem Prozess, wo wir mit Überzeugungen alte Strukturen aufbrechen. Diesen Prozess müssen wir mitmachen und die Diskussion weiterführen.“

Nach etwa zwei Stunden verabschiedeten sich die Referenten. Sie trafen sich im Foyer mit den Interessierten zu Erfrischungen und ließen den Abend ausklingen.“

Die Redaktion empfiehlt
Diskutieren Sie mit!
Meistgelesen
Weitere Themen aus der Region