Kontroversen um das Wissmann-Denkmal in Bad Lauterberg
<p>Ist so ein Denkmal für einen Kolonialbeamten, der für den Tod Tausender Afrikaner verantwortlich sein soll, in der aktuellen Rassismus-Debatte noch zeitgemäß? Der Verein Spurensuche meint nein, und fordert zumindest die Diskussion um den Abbau und die Umbenennung der Wissmannstraße in Bad Lauterberg im Zuge der B 27. Foto: Eggers</p>
Bad Lauterberg. Die Stadt Bad Lauterberg hat „Deutschlands großen Afrikaner“ Hermann von Wissmann gleich mehrfach geehrt: Sie hat die Ortsdurchfahrt im Zuge der Bundesstraße 27 nach ihm benannt und im Kurpark ein Denkmal für den am 4. September 1853 in Frankfurt/Oder geborenen Kolonialbeamten aufgestellt. Ob das im Zuge der aktuellen Rassismus-Diskussionen noch zeitgemäß ist, stellt zumindest der Verein Spurensuche infrage, wie dessen stellvertretender Vorsitzender Dr. Friedhart Knolle mitteilt.
„Die Diskussion kommt immer mal wieder auf“, teilt Bürgermeister Dr. Thomas Ganz auf Anfrage mit. Ihm gehe die Forderung der alternativen Zeitung Taz allerdings zu weit, die dazu aufruft, das Wissmann-Denkmal zu stürzen. „Die Statue in Hamburg ist schon gefallen. Jetzt ist Bad Lauterberg an der Reihe“, heißt es in dem Artikel.
Dabei würde Bad Lauterberg bereits auf die Widersprüchlichkeit Wissmanns hinweisen. „In unserem Heimatmuseum gibt es eine Dauerausstellung, die sich intensiv mit dem Leben von Hermann von Wissmann beschäftigt“, sagt Gans.
Eine sachliche Einordnung der Person Wissmanns ist es auch, die der Verein Spurensuche fordert. „Wir wollen nicht gleich die Straße umbenennen und das Denkmal abbauen“, sagt Knolle. Er wolle jedoch eine Diskussion darum anstoßen, wie er betont. „Und es wäre gut, wenn am Ende des Prozesses zumindest überall da Erklärtafeln über das Wirken des Kolonialbeamten aufgestellt werden, wo Denkmal und Straßenschilder stehen“, meint er. Unter anderem war Hermann von Wissmann Befehlshaber der ersten deutschen Kolonialtruppe und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. „Wir können aber nicht an jedem Straßenschild eine Erklärtafel aufstellen“, meint Gans.
Der Bürgermeister hat denn auch in der Sitzung des Bauausschusses am Montagabend die aktuelle Diskussion um Wissmann thematisiert. „Mal sehen, ob die Kommunalpolitiker das Thema in der nächsten Sitzung aufgreifen.“ Laut Bürgermeister hieß die Wissmannstraße vor der Umbenennung „Unter den Linden“. „Und ich könnte auch mit diesem Namen gut leben, wenn es die Initiative für die Umbenennung von den Bürgern oder dem Rat kommen würde“, erklärt Gans, der aber auch auf die Kosten dafür hinwies.
Hermann von Wissmann spielt in Bad Lauterberg eine besondere Rolle, weil seine Mutter Elise, eine geborene Schach von Wittenau, 1829 in der Kneippstadt geboren worden ist. Als der Kolonialbeamte dann am 15. Juni 1905 bei einem Jagdunfall in Weißenbach in der Steiermark ums Leben kam, sammelten einige Bürger aus Braunlages Nachbarstadt sogleich für ein Denkmal.
Doch der Spendenaufruf fruchtete nicht so recht. Ursprünglich hatte der Freundeskreis geplant, ein weithin sichtbares Denkmal an einem Berghang zu errichten. Aber die Spendensumme reichte, obwohl man drei Jahre sammelte, nur für die mehr als drei Meter hohe und vom Bildhauer Johannes Gottfried Götz geschaffene Bronzefigur. Sie wurde 1908 im Beisein eines Vertreters des belgischen Königs LeopoldII. eingeweiht.